Kongress 2023

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21. - 23. Juni 2018 in Würzburg

Ergotherapie-Kongress: Politiker Westerfellhaus und Müller vor Ort dabei

Das diesjährige Treffen der Ergotherapeuten bei ihrem Fachkongress mit dem Motto „Wa(h)re Helden“ hatte es in sich. Fast 1.500 Teilnehmer, etwa die Hälfte davon Schüler und Studierende der Ergotherapie, sorgten für eine lebhafte, ja umtriebige Stimmung. Zudem ging von der Schirmherrschaft des Staatssekretärs Andreas Westerfellhaus und seiner Teilnahme am Kongress eine Signalwirkung aus: Er steht für eine klare Wende und Verbesserungen für therapeutische und pflegende Berufe. Und sollten für die Umsetzung dieser Ziele noch Geistesblitze nötig sein, konnte der Neurobiologe Henning Beck mit seinem Vortrag zum Kongressauftakt zumindest erklären, wie diese zustande kommen. Weitere Impulse für alle Besucher gab es in den folgenden Tagen im Rahmen zahlreicher Fachvorträge, Workshops und weiterer Veranstaltungen.

Sind die Vorträge von Dr. Henning Beck etwa ein Plädoyer für natürliche Intelligenz? Ganz unbedingt sind sie das; amüsant und informativ obendrein! Und ergotherapeutisch angehaucht, sprich auf die Fähigkeiten der Zuhörer ausgerichtet, also so, dass möglichst jeder alles verstehen kann. Auch, dass „das Hirn anders tickt, als man sich das immer dachte“. Denn der Neurobiologe beschreibt das Gehirn beim Ergotherapie-Kongress in Würzburg als einen „Haufen fauler, selbstverliebter Zellen“. Es verrechnet sich, lässt sich ablenken und dennoch ist es jedem Computer überlegen. Denn trotz aller Fehler (wie menschlich!) geschieht ständig das Wunder: es funktioniert. Das Gehirn kann nämlich etwas, das der leistungsstärkste Rechner nicht beherrscht, es ist kreativ. Entwickelt Gedanken und Ideen, die zuvor noch keiner hatte, es entstehen Geistesblitze. Und insbesondere an dieser Stelle wird es für die Ergotherapeuten berufsrelevant, denn genau das prägt ihre tägliche Arbeit. Sie haben ständig Geistesblitze, gute Ideen, kreative Einfälle, um individuell passende Lösungen für im Alltag beeinträchtigte Menschen zu finden, sie wieder zum Held des eigenen Alltags zu machen.

Dringender Wunsch an die Politik: Versprechen halten
Keine heldenhaften Taten, sondern einfach nur das Erfüllen des Koalitionsvertrags erwarten die Besucher des Kongresses von Bettina Müller, die die SPD im Bundestag vertritt und als Berichterstatterin für Gesundheitsfachberufe zuständig ist. Bei der Gesprächs- und anschließenden Diskussionsrunde mit ihr, Andreas Pfeiffer, dem neuen Vorsitzenden des Deutschen Verbands der Ergotherapeuten sowie Arnd Longrée, der diese Position zuvor inne hatte, ging es darum, wie es durch das Schaffen politischer Rahmenbedingungen gelingen kann, den Beruf des Ergotherapeuten noch attraktiver zu machen. Es herrschte Einigkeit darüber, dass dafür Veränderungen auf den Ebenen Direktzugang, Bildung und Vergütung nötig sind. Müller, die die Interessen ländlicher Regionen im Blick hat, ist Verfechterin von Direktzugang und Blankoverordnung. Auch das Abfangen des derzeitigen Fachkräftemangels ist ihr ein Anliegen; sie will sich daher für kostenfreie Ausbildungsmöglichkeiten und einen höheren Anteil an Studienplätzen einsetzen. In Sachen Vergütung bringt sie beste Voraussetzungen mit: Sie hat in der letzten Legislatur die zeitlich befristete Loslösung von der Grundlohnsummenbindung mit initiiert und entscheidend beeinflusst.
In seinem Grußwort erläuterte Staatssekretär Andreas Westerfellhaus, der neue Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, ausführlich, in welchem Rahmen aus seiner Sicht Veränderungen auf politischer Ebene nötig sind, um Verbesserungen für Patienten selbst, ihre Angehörigen und vor allem die zahlreichen Gesundheitsberufe, die dazu nötig sind, herbeizuführen. Er plädiert dafür, den größtmöglichen Nutzen für den Patienten in den Mittelpunkt zu rücken. Daher die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken und unter anderem durch zu schaffende Transparenz und Datenaustausch dafür zu sorgen, dass das Miteinander aller involvierten Berufsgruppen wie Ärzte, Pfleger und Ergotherapeuten auf Augenhöhe selbstverständlich wird.

Zentrale Themen der Ergotherapie: Betätigung und Assessments
Die Themen der über 100 Vorträge und Workshops waren weit gefächert und deckten einen großen Teil der ergotherapeutische Einsatzfelder ab. Zentrale Aspekte, die eine ergotherapeutische Intervention prägen, sind die „Betätigung“ und der Einsatz von Assessments. Am Beispiel mehrerer unterschiedlicher Bereiche der Ergotherapie zeigten in einem zweieinhalbstündigen Vortrags- und Arbeitsblock Referentinnen aus Psychiatrie, Neurologie, Geriatrie, Pädiatrie und Lehre, wie das Thema „Betätigung“, also das Handeln und die Aktivitäten von Klienten, im Mittelpunkt der ergotherapeutischen Intervention steht. So dass die Klienten am Ende der Behandlung das (wieder) tun können, was ihnen wichtig ist, was sie erfüllt. Dafür stehen Ergotherapeuten unter anderem eine Vielzahl sogenannter Assessments zur Verfügung. Das sind ausgeklügelte, aufeinander aufbauende Fragen, Test- oder Beobachtungsverfahren. Diese qualitätssichernde Vorgehensweise beleuchteten mehrere Referenten in Folge und zeigten, nach welchen Grundprinzipien Ergotherapeuten die passendsten Assessments auswählen können, um den Status quo der Klienten zu analysieren, zum Kern ihrer Probleme vorzustoßen und um die therapeutischen Erfolge zu überprüfen und zu korrigieren. Und dadurch den Klienten unabhängig von der Art ihrer Beeinträchtigung oder Problematik best- und schnellstmöglich wieder zu einem funktionierenden und erfüllten Alltag zu verhelfen.

Fachausstellung: Theorie und Praxis
Ergotherapeuten testen und fragen generell gerne. Das freute die Unternehmen, Hochschulen und andere Einrichtungen, die einen Stand bei der den Kongress begleitenden Fachausstellung hatten. Ob Software, therapeutische Spiele, Hilfsmittel & Co.: Der Reiz eines Kongresses besteht auch darin, Neues und Altbewährtes vor Ort in die Hand zu nehmen, die Haptik zu spüren und auszuprobieren, herauszufinden, was gefällt. Oder bei digitalen Helfern „in echt“ zu sehen, was Programme können, wie eine Abrechnung oder Biofeedback funktioniert. Auch über Möglichkeiten der beruflichen Aus- und Weiterbildung konnten sich die Kongressbesucher informieren. Und bei einem Abstecher zu den ausstellenden Verlagen nach passenden Fachveröffentlichungen schauen, um sich auf theoretischem Weg neues Wissen anzueignen.

Neues Format: Kunst und Kongress
Mit seinen Worten und ebenso mit seinen Fotos, die während der gesamten Dauer des Ergotherapie-Kongresses zu sehen waren, berührte der Ergotherapeut Detlef Mallach. Er hat das durchlebt, was sonst seinen Patienten widerfährt: Eine schwere Krankheit hat ihm eine Zwangspause verordnet, seinen Alltag auf den Kopf gestellt. Mit seiner Fotografie hat er einen Weg gefunden, seine Schwierigkeiten zu verarbeiten und seine Krise zu bewältigen.

Neue Spitze: Ergotherapeuten wählen Vorstand
Diesen frischen Wind wird man spüren: Drei von vier Vorstandsämtern des DVE sind ab sofort neu besetzt, unter anderem die mehr als alle anderen prägende Position des Vorsitzenden. Andreas Pfeiffer, der neue Mann an der Spitze des Berufsverbands der Ergotherapeuten, hat beruflich schon immer auf „Vorwärts“ und „Weiterkommen“ gesetzt. Eine Ausbildung ab-, die nächste angeschlossen. Mit diesem großen Kenntnis- und Wissensschatz lässt sich einiges bewegen, Wege beschreiten, die den Verband und die darin organisierten Ergotherapeuten weiterbringen werden. Für das Amt „Standards und Qualität“ ist künftig Birthe Hucke verantwortlich. Und last but not least wird sich künftig Julia Schirmer um „Bildung und Wissenschaft“ kümmern. Sie alle bilden zusammen mit Bettina Kuhnert, die seit zwei Jahren das Amt „Versorgung und Kostenträger“ innehat, das neue DVE-Vorstandsteam.